Eine
der häufigsten gastrointestinalen Störungen bei Katzen,
die dem Tierheilpraktiker vorgestellt werden, ist der
Vomitus. Beim Erbrechen handelt es sich nicht um eine
selbständige Krankheit, sondern lediglich um einen natürlichen
Schutzreflex des Organismus, um sich schädlicher Stoffe
zu entledigen oder um das Begleitsymptom einer manifesten
Erkrankung. Gelegentliches Erbrechen ohne Durchfall bei
gutem Allgemeinzustand sollten den Tierbesitzer jedoch
nicht beunruhigen, da dies bei Katzen relativ häufig
auftritt und ohne klinische Bedeutung ist (z.B.
Haarballenbildung). Wird der Vomitus allerdings von
Inappetenz, Apathie, Durchfall, Fieber o.a. begleitet,
oder liegt gar ein unstillbares Erbrechen vor, ist unverzüglich
der Behandler aufzusuchen, da hier auch an folgende
Krankheiten gedacht werden muß: Oesophagus-Divertikel,
Darminvagination, Vergiftung, Panleukopenie, Nieren- und
Lebererkrankung sowie Pankreopathien und Gastritiden.
Begleitend zu jeder anderen Therapieform muß der
Elektrolythaushalt durch Infusionen ausgeglichen werden,
da sonst die Gefahr einer Exsikkose besteht, die gerade
bei Jungtieren häufig zum Tode führt. Da ich in meinem
heutigen Artikel auch auf Probleme im Bereich des Magen-
und Darmtraktes eingehe,
seien nachfolgend nur die Homöopathika genannt,
die bei der Gastritis (Magenschleimhautentzündung) ihre höchste
Effizienz besitzen.
Ipecacuanha
(Brechwurzel): Charakteristisch für diese Mittel
ist der große Anteil an Schleim im Erbrochenen, wobei das
Erbrechen nicht erleichtert. Die Beschwerden
des Ipecacuanha-Patienten
verschlechtern sich durch Bewegung, abends und
nachts. Die Tiere zeigen weder Durst noch Appetit.
Ipecacuanha ist auch bei Brechdurchfall indiziert.
Bryonia
alba (Zaun- oder Teufelsrübe):
Auffallend bei Bryonia ist das Erbrechen auf nüchternen
Magen sowie sofort nach der Futteraufnahme. Die Tiere
trinken zwar selten, aber dann große Mengen. Alle
Symptome werden durch Wärme und Bewegung verschlechtert,
wogegen Ruhe und das Trinken von kaltem Wasser bessern.
Nux
vomica (Brechnuß): Die Hauptsymptome für dieses
Homöopathikum sind das Erbrechen 2 Stunden nach dem
Fressen sowie eine ausgeprägte Übelkeit in den
Morgenstunden. Bezeichnend ist auch die Appetitlosigkeit,
die sich mit großem Hunger abwechselt. Da das Erbrechen
durch die Aufnahme großer Futtermengen verstärkt wird,
empfiehlt sich die häufigere Gabe von kleinen Portionen.
Seine höchste Wirksamkeit besitzt Nux vomica, wenn es
abends oder nachts in der Ruhepause der Tiere appliziert
wird.
Pulsatilla
(Wiesenküchenschelle): Tritt der Vomitus ca. eine
Stunde nach der Futteraufnahme infolge von zu fettem
Futter oder Schneefressen auf, und zeigen die Tiere überdies
eine ausgeprägte Durstlosigkeit, wird der erfahrene
Behandler sofort an Pulsatilla denken. Die Tiere haben
zwar Hunger, wenden sich jedoch angeekelt vom Fressen ab.
Es besteht eine große Abneigung gegen Wärme, was sich
darin äußert, daß sich die Tiere auf möglichst kalte
Plätze legen. Bewegung in der frischen Luft bessert alle
Pulsatilla-Beschwerden.
Podophyllum
(Maiapfel): Zeigt das Erbrochene eine gallige
Konsistenz, oftmals auch vermischt mit Blut, und ist die
Bauchregion äußerst berührungsempfindlich, verspricht
Podophyllum guten Erfolg. Die Krämpfe beim Erbrechen sind
so heftig, daß die Tiere eine „Sägebockstellung"
einnehmen und der Vomitus von lauten Schmerzensäußerungen
begleitet wird. Obwohl das Trinken eine Verschlechterung
hervorruft, zeigen die Tiere dennoch großen Durst.
Besonders heftig treten die Symptome früh morgens und
nach der Nahrungsaufnahme auf. Eine Besserung läßt sich
durch äußere Wärmeanwendungen und am Abend beobachten.
Antimonium
crudum (schwarzer Spießqlanz): Auch der Patient, der dieses
Mittel benötigt, erbricht gleich nach dem Fressen und
Trinken, wobei eine Verschlimmerung besonders nachmittags
und nachts zu verzeichnen ist. Ruhe und Frischluft vermögen
die Beschwerden zu lindern. Besonders nützlich erweist
sich dieses Homöopathikum bei Erbrechen in der Trächtigkeit.
Antimoniumi
tartaricum (Brechweinstein): Werden bittere, saure
Substanzen erbrochen, und zeigen die Tiere im Anschluß
daran große Schläfrigkeit, ist dieses Mittel indiziert.
Tritt die Übelkeit verstärkt bei feuchtem, kalten
Wetter, bei plötzlichem Wetterumschwung oder aber im Frühling
auf, sollte dieses Homöopathikum, passend in das übrige
AMB, zumindest ernsthaft in Betracht gezogen werden.
Phosphorus
(.gelber Phosphor): Charakteristisch für Phosphor
ist, daß das Futter sofort nach der Aufnahme, Wasser
jedoch erst, wenn es im Magen warm geworden ist, erbrochen
wird. Die Katzen zeigen außerdem großen Durst nach
kaltem Wasser sowie eine ausgeprägte Trockenheit der
Mundschleimhaut. Ansonsten gelten die allgemeinen Modalitäten
für Phosphor, die ich bereits in meinen vorhergehenden
Artikeln genannt habe.
Kalium
bichromicum (Kaliurndichromat): Das Erbrechen von
zähem Schleim, mitunter auch mit Blut vermengt, des
Kalium bi.-Patienten fängt beim Anblick von Nahrung und
Wasser wieder aufs Neue an. Eine Sättigung tritt schon
nach der Aufnahme weniger Bissen ein. Während das Leiden
bei heißem Wetter und am Morgen verstärkt auftritt, kann
eine Besserung bei kaltem Wetter und bei Bewegung
beobachtet werden.
Calcium
carbonicum (Austernschalen-kalk): Dieses Mittel
wird meist symptomatisch angewandt, wenn das Erbrechen
nach dem Genuß von Milch auftritt.
Cocculus
(Kockelskörner): Cocculus wird bei Übelkeit und
Erbrechen während einer Autofahrt empirisch verordnet.
Veratrum
album (Weiße Nießwurz, Germer): Ein Leitsymptom
für dieses Homöopathikum ist der Hunger zwischen den
heftigen Brechanfällen mit vorausgehendem starken Würgen.
Auffallend ist das große Verlangen nach kaltem Wasser,
das jedoch nicht vertragen und sofort wieder erbrochen
wird. Desweiteren ist zu beobachten, daß der Vomitus
durch Bewegung ausgelöst wird. Die Tiere zeigen eine große
allgemeine Schwäche sowie einen plötzlichen Kräfteverlust,
der Körper ist kalt. und es besteht die Gefahr des
Kollaps.
Arsenicum
album (Weißes Arsenik): Ähnlich wie bei Veratrum
weist auch das AMB dieses Homöopathikums eine rasche Hinfälligkeit
auf. Futter und Wasser werden mit einer schwarzen Masse
erbrochen, wobei der aashafte Geruch aller Absonderungen
typisch ist. Ebenfalls richtungsweisend sind die große
Unruhe und der starke Durst auf jeweils kleine Mengen
Wasser. Eine Verschlechterung der Beschwerden tritt sowohl
zwischen 13.00 und 14.00 Uhr und nach Mitternacht als auch
nach der Aufnahme von kaltem Futter, Wasser und Milch auf.
Äußere Hitze und Wärme
bessern
das Krankheitsbild.
Äußerst hilfreich ist Arsenicum album bei dem Verdacht
einer Fleischvergiftung.
Entzündugen
der Darmschleimhaut
Am
häufigsten werden Entzündungen an der Schleimhaut des
Darmes durch bakterielle Infektionen oder alimentäre
Unverträglichkeiten hervorgerufen. Jedoch können auch
Viren (Corona-, Parvo-), Pilze sowie Würmer Auslösefaktoren
für diese Prozesse sein. Aufgrund der hohen Sensibilität
unserer Katzen können selbst psychische Belastungen wie
Ausstellungen, Tierarztbesuch etc., und Witterungseinflüsse
zu Durchfall führen. Häufig gehen Entzündungen der
Schleimhaut des Darmes mit der des Magens einher, so daß
hier einige Mittel zum Einsatz kommen, die ich schon in
meinen vorherstehenden Ausführungen genannte habe.
Selbstverständlich wird man die Liste der nachstehend
aufgeführten Homöopathika bei genauem Repertorsieren
noch um viele erweitern können, doch würde dies den
Rahmen dieses Berichtes bei weitem überschreiten.
Rhus
toxicodendron (Giftsumach):
Treten die Symptome nach einer Durchnässung sehr heftig
und teilweise unwillkürlich auf, wobei die
Stuhlbeschaffenheit sowohl blutig und schleimig als auch
grünlich und gallertartig sein kann, wird der
Behandler zu Rhus tox. greifen. Großer Durst mit extrem
trockenen Mundschleimhäuten ist ein weiteres Indiz für
dieses Homöopathikum.
Dulcarnara
(Bittersüß): Alle Beschwerden des
Dulcamara-Patienten sind im Zusammenhang mit Erkältung
oder Unterkühlung zu sehen, sogar kühle Tage im Sommer können
bereits Auslöser für schleimige, grünliche und sauer
riechende Durchfälle sein. Bei feuchtem Wetter hingegen
finden wir gelbe, wässrige Diarrhöe. Resultierend aus
dem Vorgesagten wird man verstehen. daß kalte Luft und
feuchtes Wetter die Beschwerden verschlimmem, wogegen Wärme
und trockenes Wetter bessern.
Rheum
palmatum (chin Rhabarber): Dieses Mittel ist
besonders geeignet für Jungtiere, die während des
Zahnwechsels an Durchfall erkranken. Der Kot ist sauer und
stinkend und wird, ähnlich wie bei Podophyllum,
in einem spritzenden Strahl abgesetzt. Mitunter
riecht die ganze Katze sauer, was jedoch nicht auf
mangelnde Hygiene zurückzuführen ist, da selbst Baden
diesen typischen Geruch nicht beseitigen kann. Eine
Verschlechterung der Symptome ist nach der Futteraufnahme
sowie nachts, eine Besserung durch Wärme und Zusammenkrümmen
zu beobachten.
Aloe
socotrina: Ein Symptom, das eindeutig auf Aloe
hinweist, ist der Hunger während und nach der stark schwächenden
Diarrhöe. Besonders heftig treten die Durchfälle, die
von viel Flatulenz begleitet werden, am Morgen auf. Ebenso
wie bei den vorgenannten Homöopathika erfolgt der
Kotabsatz mit großem Druck sowie oftmals auch unwillkürlich.
Ein weiteres Charakteristikum für dieses Mittel ist der
gleichzeitige Stuhl- und Harnabsatz. Besonders heftig sind
die Beschwerden nach dem Fressen und Trinken und bei heißem,
trockenem Wetter, während sie bei kaltem Wetter
nachlassen.
Pulsatilla:
Kommt es vorwiegend nachts oder direkt nach der Futter-
oder Wasseraufnahme, speziell wenn dieses zu kalt
verabfolgt wurde, zu wässrig, grünlich-gelben Durchfällen,
wird der erfahrene Behandler sofort Pulsatilla
applizieren. auch Diarrhöe, die ausschließlich nachts
die Patienten heimsucht und fütterungsunabhängig ist,
bedarf dieses Mittels. Neben der Durstlo-igkeit ist
ebenfalls auffallend, daß sich ale Stühle in Farbe und
Konsistenz voneinander unterscheiden. Ansonsten gelten
dieselben Modalitäten, wie bereits unter
„Erbrechen" genannt.
Pyrogenium
(Extrakt auf autolysiertem Fleisch): Bevorzugt
wird Pyrogenium bei Brechdurchfällen eingesetzt, wenn die
Diarrhöe von brauner oder schwärzlicher Konsistenz ist,
oftmals unwillkürlich abgeht und schrecklich stinkt und
das Erbrochene bräunlich, kaf feesatz- oder kotartig ist.
Bei infektiösen Enteritiden wird dieses Mittel gerne
empirisch verordnet.
China
(Chinarindenbaum): Besonders auffallend ist die
starke Auftreibung des Bauches bei allen China-Patienten,
die von schwächenden Durchfällen nach jeder
Nahrungsaufnahme begleitet wird. Gelegentlich kommt es zu
der Ausscheidung reinen Blutes. Die Tiere zeigen meist
Inappetenz. da die Beschwerden nach dem Fressen, aber auch
durch Kälte, Nässe und nachts verschlimmert werden. Eine
Besserung läßt sich hingegen durch Wärme erzielen.
Sulfur
(Schwefel): Typisch für dieses Homöopathikum ist
ein Durchfall, der sich mit Verstopfung abwechselt und
seinen Höhepunkt morgens um 5.00 Uhr besitzt. Mitunter können
die Stühle auch blutig sein, das After weist jedoch stets
Rötung und Wundsein auf. Der Geruch der Stühle haftet
lange am Patienten, dessen Fell selbst bei bester Hygiene
einen ungepflegten Eindruck macht. Wenn vorhandene
Hautprobleme verschwinden und statt dessen Durchfall
auftritt, ist immer an Sulfur zu denken. Desweiteren sind
die Katzen bereits nach wenigen Bissen satt, zeigen jedoch
vermehrten Durst. Besonders hilfreich ist dieses Mittel
bei chronischen Krankheiten, wobei allerdings streng
darauf zu achten ist, daß es niemals nach Calcium
verabreicht werden darf.
Calcium
carbonicum: Reagiert das Tier nach der kleinsten
Menge von Milch mit Durchfall und zeigt eine große
Empfindlichkeit gegen kalte und feuchte Luft, die
unweigerlich zu einer Erkältung führt, ist Calc. carb.
das Mittel der Wahl. Der Durchfall, der sich am Abend
verschlimmert, zeigt grünlich-wässrige Konsistenz mit
Anteilen unverdauter Speisen und riecht extrem sauer.
Trotz guten Appetits magern die Katzen ab und haben ein
stark aufgetriebenes Abdomen. Das häufige
„Schlittenfahren" ist auf das Jucken am After zurückzuführen.
von
Berta Sauer/Katzen Extra |