Lilac-eine heiß umstrittene Farbe in der Türkisch Angora Zucht...

Was macht Lilac zu einem solchen Streitpunkt? Gehen wir zu den Anfängen zurück. Als in den 60/70 er Jahren die Türkisch Angora als eine der wenigen naturbelassenen und ursprünglichen Rassen vor dem Aussterben bewahrt werden sollte, halfen Zuchtprogramme in der ganzen Welt dieses Ziel zu erreichen. Einige wenige Züchter machten es sich zur Aufgabe die Türkisch Angora so pur wie möglich in ihrem natürlichen Äußeren als eigenstehende Rasse mit einem Standard anerkennen zu lassen. Schon damals stand fest: Lilac, choclate und der Maskenfaktor hat bei den Türken nichts zu suchen, da sie in den ursprünglichen Linien nicht vorhanden waren. (Erst später stellte sich heraus, das der Maskenfaktor doch bereits in den Ursprungskatzen zu finden war. Lilac und Chocolate jedoch nicht.)

Nichts desto trotz erlauben manche europäischen Verbände Hybridverpaarungen als Experimentalzucht.  So kam es, dass einige findige Züchter diverse orientalische Rassen mit Türkisch Angoras verpaarten, um anschließend mit Mischlingskatzen im neuen Farbgewand aufwarteten. Registriert wurden sie als Türkisch Angora. Bis heute erlaubt kein Standard dieser Welt diese Farben.

Hier beginnt nun das Problem. Sofern eine Katze selbst lilac, chocolate etc. ist, kann ein Züchter oder Liebhaber selber entscheiden, ob er eine Katze aus solchen Linien haben möchte oder nicht. Da es sich aber bei den o.g. Farben um ein sogenanntes rezessives Gen handelt, kann es aber auch unter einer "traditionellen" Farbe genetisch getragen werden und später erst wieder zum Vorschein kommen.

Fast alle Lilac Züchter haben diese Trägertiere in verantwortungsloser Weise an Züchter verkauft, die sie anschließend wieder in der Zucht der traditionellen Farben und nicht in der Lilac Zucht eingesetzt haben. Das wiederum hatte zur Folge, dass dieses rezessive Farbgen über Generationen in die Zuchten traditioneller Farben gelangen kann um dort nach unbestimmter Zeit und Anzahl an Generationen wieder aufpoppen zu können. Viele Züchter der großen seriösen Dachverbände, werden diese Kitten nicht registrieren lassen können.

Oftmals sind Käufer dieser potentiellen, rezessiven Trägertiere über den genetischen Background nicht informiert gewesen. Weist man diese Züchter anschließend auf diesen Umstand hin und verweigert aus dem Grunde, dass man diese nicht anerkannte Farbzucht aus Seriösitäts-, Kollegialitätsgründen und Verantwortungsbewußtsein der Rasse gegenüber nicht unterstützen möchte, eine Deckanfrage, werden viele Züchter sich der Konsequenzen das erste Mal bewußt. Die Reaktionen reichen von nachdenklichen Kompromißaushandlungen (einen Wurf mit Abgabe aller Kitten als Liebhabertiere), bis hin zu kleinkindlichen Trotzreaktionen (ist mir doch egal, wie andere Züchter mit diesem Manko klar kommen, ich züchte mit dieser Katze, egal wie es genetisch aussieht). Ich möchte aber noch einmal deutlich darauf hinweisen, dass es sich bei diesen Farben weder um eine "Geschmackssache" handelt und auch der oftmals durch Fremdeinkreuzung zitierte "Gewinn", entpuppt sich später als folgenschwerer Verlust, denn mit dem Einkreuzen fremder Rassen, erhalten wir nicht nur, die als modisch angepriesenen Farben, sondern erhalten auch den Zugang zu rassebedingten Erkrankungen.

Wie auf meine Seite "Angeborene Mißbildungen" erwähnt, handelt es sich bei denen zur Liliaczucht eingesetzten Rassen wie Siamesen/OKH um folgende Erbkrankheiten, die wie das Farbgen für Lilac ebenfalls rezessiv getragen werden kann:

  • Mucopolysaccharidose
  • Hüftgelenksdysplasie
  • Knickschwanz (kommt auch bei den Türkisch Angoras schon vor)
  • Pectus Excavatum

 Die Türkisch Angora ist sicherlich eine sehr robuste, naturbelassene und noch recht gesunde Rasse, aber auch sie kämpft schon mit der einen oder anderen Erbkrankheit (s.o.). Die vielen verantwortungsbewußten Züchter, haben sich als oberstes Ziel den Ausschluss dieser Erkrankungen gemacht und versuchen im Anschluss den Typ ihrer Katzen dem Standard anzunähern. Farbe, erst Recht die Zucht mit rezessiven Farbgenen, die mit Recht noch nicht anerkannt sind, sollte das letzte Ziel eines seriösen Züchters sein. Noch ist die Rasse Türkisch Angora weder gesundheitlich, noch Typmäßig so einheitlich, dass wir es uns erlauben könnten, neue Farben zu kreieren. Es gibt viel zu tun, man muss es nur am richtigen Ende anpacken.

Wünschen Sie Infos zu bestimmten Linien der Türkisch Angora?
Dann mailen Sie mir:

 

 

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