Als potentieller
Käufer einer Rassekatze findet man immer wieder den
Hinweis "bei einem seriösen Züchter"
zu kaufen. Doch wann ist man als Züchter seriös? Nicht
immer bedeutet "vereinzugehörig", "rasserein" und "mit
Stammbaum" auch gleich "gesund", "sozialisiert" und
"perfekt groß gezogen". Doch wie erkennt ein
Katzenkäufer, ob es sich um einen
verantwortungsbewussten Katzen orientierten Züchter oder
um einen ahnungslosen Hobbyvermehrer
oder gar um einen abgebrühten skrupellosen
Schwarzzüchter handelt?
Es
ist an dieser Stelle fasst unmöglich eine
pauschalisierte Häkchenliste ins Netz zu setzen, die auf
die einzelnen Zuchten angewandt, nur die lupenreinen
Hobbyzüchter mit den strahlend weißen Westen übrig lässt
von denen Sie als Käufer auch nur supergesunde, High
Quality Kätzchen mit einer mindestens 20jährigen
Lebenserwartung (natürlich ohne jemals zum Tierarzt zu
müssen) kaufen können. Solche Listen finden Sie zu
Dutzenden im Internet und zielen meistens auch nur
darauf ab, die eigene Zucht als "Ultimativzucht" zu
typisieren.
Trotzdem würde ich
hiermit gerne versuchen, Ihnen die ersten Schritte zu
erleichtern und Ihnen dabei zu helfen "Ihren" passenden
Züchter und schlussendlich das heiß ersehnte Kätzchen zu
finden.
Erste Schritte:
Informieren Sie sich vorher:
Es wäre schon fast fahrlässig dumm, falls Sie die
Erwartungshaltung haben, dass Sie automatisch bei der
Investition von einigen hundert Euro, grundsätzlich auch
ein perfektes Kätzchen bekommen. Das ist sicherlich eher
die Ausnahme, als die Regel. Bevor Sie anfangen, sich
nach einem Kätzchen zu erkundigen, sollten Sie sich über
die Rasse informieren, die für Sie in Frage kommt.
Kaufen Sie Bücher, informieren Sie sich im Internet oder
in den Archiven der Katzenmagazine. Machen Sie sich mit
dem Standard ihrer Rasse vertraut. Gerade in der heuten
Zeit und den unglaublich vielfältigen Möglichkeiten
Informationen zu sammeln, sollte dies ein recht leichtes
Unterfangen sein.
Werden Sie Mitglied auf
Rasse-Mailinglisten:
Viele rassebezogene Mailinglisten werden Sie auf
www.yahoogroups.de finden. In den Mailinglisten
finden Sie sowohl Züchter, als auch Liebhaber ihrer
Rasse, die Ihnen Ratschläge und Tipps geben können. Sie
sind es, die mit ihrer Rasse schon länger zusammenleben
und Sie sicherlich gerne an ihren Erfahrungen teil haben
lassen. Erster Kontakt kann auch hier schon zu Züchtern
geknüpft werden. Eine deutsche Türkisch Angora
Mailingliste finden Sie hier:
http://de.groups.yahoo.com/group/angorakatzen/
Gehen Sie auf Katzenausstellungen:
Eine Katzenausstellung ist eine wunderbare Gelegenheit,
Ihre Rasse einmal unverbindlich live zu sehen und die
ersten Kontakte zu Züchtern zu knüpfen, vielleicht sogar
einen unverbindlichen Besuchstermin abzusprechen. Nach
entsprechender Händedesinfektion,
wird
Sie der Züchter die Katzen sicherlich auch einmal halten
oder streicheln lassen, so dass Sie einen ersten
Eindruck für das Fell, Größe und Temperament ihrer Rasse
bekommen können. Sprechen Sie mit den Züchtern und
lassen Sie sich von denen die Sie mögen Visitenkarten
geben. Sollten diese Zuchten in Ihrer Nähe sein,
vereinbaren Sie einen Besichtigungstermin, sollten sie
weiter weg sein, vereinbaren Sie einen Termin für ein
langes ausführliches Telefonat. Termine für
Katzenausstellungen finden Sie hier:
http://www.catterys.de/ausstellungen/kgezl.pl
Seien Sie geduldig:
Verantwortungsbewusste Züchter haben sehr oft
Wartelisten für ihre Kitten, insbesondere für Kitten in
beliebten Farben. Machen Sie bitte keine Abstriche in
Ihren Erwartungen, bloß weil Sie ungeduldig sind. Die
Gesundheit Ihres Kittens und Ihr Geldbeutel werden es
Ihnen danken.
Das Züchterinterview:
Hier finden Sie einige
Fragen, die Sie den jeweiligen Züchter fragen und auf
was Sie bei der entsprechenden Antwort achten sollten um
die Verantwortlichkeit zu ermitteln. Ein "Nein" als
Antwort auf Ihre Frage ist sicherlich kein Grund
schreiend weg zu laufen, aber sicherlich ein
Warnzeichen, welches einer guten Erklärung bedarf. Gehen
Sie davon aus, dass ein Züchter Ihnen auch Fragen
stellen wird. Er wird Ihre räumliche Situation wissen
wollen, Ihre Einstellung zum Katzenschutz und
Kastration, vielleicht wird er auch nach tierärztlichen
Referenzen fragen oder ob schon ein Artgenosse im neuen
Heim auf das neue Kätzchen wartet. Er fragt Sie das
nicht, um Sie zu ärgern, sondern weil er für sein
Kätzchen natürlich das bestmögliche Zuhause aussuchen
möchte. Los geht's:
1. Stellen Sie Ihre Katzen aus? Bei welchen Vereinen?
Falls Sie nicht ausstellen, warum nicht?
Züchter sollten ausstellen. Es dient der Unterstützung
der Rasse und der Einschätzung der eigenen
Zuchtqualität. Ausstellen bedeutet, dass eine
unparteiische Person (der Richter), die jeweilige Katze
gemäß des Zuchtstandards begutachtet hat. Grobe,
offensichtliche Gendefekte führen zur Disqualifikation.
Sie sollten darauf achten, dass der Züchter bei
möglichst vielen verschiedenen Vereinen ausstellt um
seine Katzen international konkurrenzfähig zu
präsentieren.
Sollte ein Züchter
seine Katzen nicht ausstellen, könnte es auch dafür
plausible Gründe geben, wie z.B. ein körperliches
Handicap seinerseits.
Gewarnt sein sollten
Sie bei Antworten wie: Ich stelle grundsätzlich nicht
aus; Meine Katzen mögen das nicht. Weitere Gründe für
eine Austellungsverweigerung könnten sein: Schwaches
Immunsystem und damit Anfälligkeit der Zuchtkatzen für
Krankheiten, Temperamentprobleme, Geldsorgen.
Abgesehen davon, wie
können Züchter ihre Katzen, gemessen an den Katzen
anderer
Züchter einschätzen?
2. Welches sind Ihre Kriterien für Zucht-, Show- oder
Liebhabertier?
Diese Frage bietet sich insbesondere bei einem
persönlichen Besuch an. Jeder Züchter sollte in der Lage
sein, sowohl die guten, als auch schlechten Merkmale
seiner Tiere aufzeigen zu können. Ausnahmslos keine
Katze ist perfekt! Jeder Züchter, der sich mit dem
Standard beschäftigt hat sollte diese Frage problemlos
beantworten können.
3. Welches ist Ihr Zuchtziel? Haben Sie ein Beispiel,
welche Katze Ihrem Zuchtziel nahe kommt? Was machen Sie,
um es zu erreichen?
Dieses sind ebenfalls Fragen auf denen der Züchter eine
Antwort parat haben sollte. Pauschalantworten, wie: "Ich
möchte gesunde Katzen mit tollem Charakter züchten" sind
nichts sagende Floskeln. Kein Züchter züchtet, um kranke
Katzen mit schlechtem Charakter um sich zu haben. Jeder
Züchter hat irgendwann einmal eine Katzen gesehen, die
dazu beigetragen hat, dass er überhaupt Züchter wurde.
Lassen Sie sich ein Foto von dieser Katze zeigen.
Sind Sie an einen
Züchter geraten, der weder ausstellt, noch ein
detailliertes Zuchtziel hat, sondern nur züchtet, weil
die Babies so süüüüß sind, laufen Sie!!! Schauen Sie
sich auch nicht mehr um! Es handelt sich dann nicht mehr
um Züchter, sondern schlicht und ergreifend um Vermehrer.
Ohne Ahnung vom Standard, Krankheiten oder Linien.
4. Welche Titel können Ihre Katzen aufweisen?
Oftmals werden niemals alle Katzen einer Cattery Titel
aufweisen können, aber der größte Teil der Katzen sollte
mindestens einen Championtitel haben. Vereinzelt kommt
es vor, dass Katzen dem Ausstellungsstress nicht
gewachsen sind und es vorziehen zu Hause zu bleiben.
Diese Katzen sollten jedoch in der Minderheit sein, denn
es ist und bleibt ein charakterliches Defizit. Stellt
allerdings ein Züchter seine Tiere erst gar nicht aus,
erübrigt sich die Frage selbstverständlich.
5. Mit welchen Gesundheitsproblemen ist Ihre Rasse
behaftet? Welche Tests lassen Sie durchführen um diese
Krankheiten auszuschließen?
Ausnahmslos jede Rasse (inklusive Hauskatze) hat
genetische Gesundheitsprobleme. Viele Krankheiten wurden
zu spät als Gendefekt erkannt und konnten sich
verbreiten, bevor der Mensch verantwortlich und
regulierend eingreifen konnte. Viele Krankheiten lassen
sich durch teure, aufwendige Tests ausschließen. Fragen
Sie den Züchter nach rassespezifische Krankheiten und
welche Tests er machen lässt. Antworten wie: "Meine
Rasse
ist gesund" oder "Meine Katzen haben keine Defekte" oder
"Ich hatte so etwas noch nie, deshalb brauche ich nicht
testen" sind Warnzeichen. Nur wer testet kann
ausschließen, alles andere ist Augenwischerei und
sollten als Warnzeichen gewertet werden.
Die Türkisch Angora
insbesondere ist durch folgende Gendefekte belastet:
-Hereditäre Ataxie (ausnahmslos alle Linien sind
belastet, es gibt keinen Test.
Mehr
Infos hier!)
-HCM (weit verbreitet, kann durch spezielle Doppler
Ultraschall Untersuchungen kontrolliert werden.
Mehr
Infos hier!)
-Einhodigkeit (mäßig verbreitet, es gibt keinen Test)
-Knickschwanz (weit verbreitet, es gibt keinen Test)
-Taubheit bei weißen Katzen (äußerst gering verbreitet,
audiometrischer Test)
-fehlendes Tapetum Lucidum bei blauäugigen Katzen
(äußerst gering verbreitet, ophtalmologischer Test)
-PKD (derzeit nur ein Fall bekannt, DNA-Test)
Generell können Katzen
auch ansteckende, todbringende Krankheiten in sich
tragen, ohne erst einmal daran zu erkranken. Auch hier
kann getestet werden:
-FELV (Leukose, Bluttest)
-FIV (Katzenaids, Bluttest)
Verantwortungsbewusste
Züchter testen ihre Tiere so gut wie möglich. Fragen Sie
den Züchter gezielt nach diesen Tests und, ganz
wichtig!, lassen Sie sich die Tests vorlegen. Jeder
Züchter, der sich die Mühe macht und seine Tiere derart
umfassend testet, freut sich über Ihr Interesse und legt
Ihnen diese Tests gerne vor.
6. Was tun Sie zur Sozialisierung der Kitten?
Jeder Züchter sollte auch hier die Antwort parat haben.
Generell sollten die Kitten an Alltagsgeräusche (wie z.b.
Staubsauger, Geschirrgeklapper, allgemeiner Lärm)
gewöhnt sein. Kinder- und Hundegewöhnung wäre
wünschenswert. Die Kitten sollten im Lebensumfeld der
Familie aufwachsen. Sie sollten täglich gestreichelt und
es sollte liebevoll mit ihnen umgegangen werden. Eine
ungünstige Prognose haben Kitten, die den größten Teil
des Tages sich selbst überlassen sind.
7. Mit welchem Alter bekomme ich das Kitten?
Das Kitten sollte 12-14 Wochen alt sein, wenn es bei
Ihnen einzieht. Es sollte keinesfalls jünger als 10
Wochen sein! Kleine Katzenkinder benötigen den dritten
Monat um von der Mutter das sanfte Spielen zu lernen,
sie lernen die konsequente und bewusste Nutzung der
Katzentoilette, den katzengerechten Umgang mit
Artgenossen und den Gebrauch des Kratzbaumes. Dieser
Monat mehr beim Züchter, wird sich keinesfalls negativ
auf die spätere Bindung zu Ihnen auswirken. Letztendlich
bekommen Sie aber ein zufriedeneres, glücklicheres
Katzenkind.
8. Kann ich eine Kopie des Kaufvertrages sehen?
Ein Kaufvertrag ist fast schon obligatorisch. Er regelt
die Rechte und Pflichten des Käufers und des Verkäufers.
Einige der Punkte können das Vorkaufsrecht, die
Gesundheitsgewährleistung oder die spätere Kastration
regeln. Lesen Sie sich den Vertrag gut durch und fragen
Sie den Züchter, wenn es Unsicherheiten gibt. Er wird
Ihnen bestimmt Gründe nennen können. Generell sollte
jeder Züchter Ihre Frage positiv aufnehmen.
9. Kann ich einige Referenzen von vorherigen
Katzenkäufern bekommen?
Lassen Sie sich Referenzen von Käufern des Vorjahres
geben und setzen sich bitte auch mit diesen in
Verbindung. Dieses ist SEHR hilfreich!
10. Wann und wo gegen sind die Kitten geimpft?
Wenn ein Katzenkind bei Ihnen mit zwölf Wochen einzieht,
sollte es bereits zweimal (mit 8 und 11 1/2 Wochen)
geimpft sein. Zwischen der letzten Impfung und dem
Auszug sollten mindestens 5 Tage liegen. Bitte bestehen
Sie nicht darauf, dass Kitten vor der zweiten Impfung zu
bekommen und es dann selbst nachimpfen zu lassen. Es
wäre egoistisch von Ihnen und zeugt nicht von gutem
Einfühlungsvermögen. Ein seriöser Züchter würde sich
darauf auch nicht einlassen. Die Mindestimpfungen
sollten gegen Katzenschnupfen und -seuche sein, es
empfiehlt sich jedoch das Kitten auch gegen Chlamydien,
Leukose und Tollwut impfen zu lassen. Falls das Kitten
lediglich die Grundimmunisierung gegen Katzenseuche und
-schnupfen hat, fragen Sie nach warum die anderen
Imfungen nicht erfolgt sind. Geäußerte Sorge, dass die
Impfungen für ein so kleines Kitten zuviel sein
könnten, könnte darauf hin deuten, dass es
gesundheitliche Probleme im Bestand gibt. Gesunde
Kitten, mit einem guten Immunsystem, verpacken eine
Fünffachimpfung völlig problemlos.
Generell gilt:
Katzenzüchter reden nicht ungefragt schlecht über andere
Züchter. Das Aufzeigen von Problemen in anderen Zuchten,
dient oftmals nur um von den eigenen Unzulänglichkeiten
abzulenken. Probleme zwischen den Züchtern als solches,
sollten privat geregelt werden.
Eine Katzenzucht sollte
generell sauber sein. Es sollte nicht unangenehm nach
Katze riechen, die Katzenklos sollten sauber sein, die
Katzen sollten einen gesunden, gut genährten Eindruck
machen (schlanke Türkisch Angora sind allerdings nicht
mangelernährt, bloß weil sie schlank sind). Auch
potenten Katern sollte genügend Raum zur Verfügung
stehen. Sie sollten nicht alleine gehalten werden. Alle
Katzen sollten freundlich und aufgeschlossen sein und
sich möglichst anfassen und streicheln lassen.
In Anlehnung an den
Originaltext:
http://nik.ascendancy.net/orchid/
Copyright der deutschen
Version bei Ute Kunze
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